Venedig – 7 Sagen und Legenden aus der Lagunenstadt

Venedig – 7 Sagen und Legenden aus der Lagunenstadt

7. März 2020 4 Von PMJAdmin

Venedig, viele denken sie kennen Venedig wenn sie einmal über den Markusplatz und die Rialtobrücke gelaufen sind. Dabei ist Venedig so viel mehr. Venedig verbirgt so einige Geheimnisse und Geschichten in seinen engen Gassen und hinter seinen dicken Mauern. Viel Spaß beim lesen, schaudern und gruseln, über ein paar Geschichten aus längst vergangenen Tagen.

Löwe Venedig
Der Löwe ist in Venedig allgegenwärtig

Der heilige Markus

Überall in Venedig sieht man ihn: den geflügelten Löwen. Der geflügelte Löwe ist die Versinnbildlichung des heiligen Markus.

Doch wie kam der Heilige Markus eigentlich nach Venedig? Eines kann ich euch vorab schon Mal verraten, die Reliquien sind ganz schön rum gekommen 🙂

Laut einer Legende hat sich der Apostel Markus auf Wunsch des Heiligen Petrus in Norditalien aufgehalten Als er sich in der Lagune verirrte legte er sich bei Dunkelheit auf einer Insel nieder, diese Insel sollte später Venedig werden. Die Legende erzählt weiter, dass ihm hier im Traum ein Engel erschien der zu ihm sprach „pax tibi Marce“ (Friede sei mit Dir, Markus).

Der geflügelte Löwe ist überall zu finden

Übrigens hat der Geflügelte Löwe ein Buch in der Pranke, in welchem genau diese Worte stehen. Des Weiteren prophezeite der Engel Markus, dass genau an diesem Ort seine letzte Ruhestätte und der Ort seiner größten Verehrung sein wird.

Doch bevor es soweit sein sollte führte eine Reise Markus nach Alexandria. Hier starb er auch, als Ihn eine heidnische Partei gefangen nahm und ihn an Seilen gefesselt zu Tote durch die Straßen schleifte. Die Christen in Alexandria begruben Markus in einer Bischofskirche.

Venedig Löwe

Viel später, im 9. Jahrhundert ordnete der regierende Kalif an, einen großen Palast zu bauen und als Baumaterial Teile der christlichen Kirchen zu verwenden.

Zwei venezianische Händler, welche gerade zufällig in Alexandria waren bekamen die Nachricht, dass die letzte Ruhestätte des Evangelisten in Gefahr ist. Da stand für die beiden fest: die Reliquie des heiligen Markus muss fortgeschafft werden. Nachdem die Mönche der Bischofskirche überzeugt waren, dass es besser wäre die Reliquie außer Landes zu schaffen war die Frage nur noch wie man an den moslemischen Zöllnern vorbei kommt.

Der Leichnam des Heiligen wurde dann in eine Kiste gelegt und damit der Geruch (wahrscheinlich nicht gerade wohlriechend) nicht auffällt und die Zöllner abgelenkt waren, wurde der Leichnam komplett mit Schweinefleisch bedeckt. Die moslemischen Zöllner ekelten sich so sehr vor dem Schweinefleisch, dass die Kiste ohne Probleme und ohne Kontrolle passieren konnte.

Der heilige Markus wurde am 31. Januar zurück nach Venedig gebracht, wo er feierlich empfangen wurde.

Markuskirche

Die Legende erzählt weiter, dass man die Reliquie eigentlich in den Dogenpalast bringen wollte, der Leichnam aber genau an der Stelle wo später seine Kirche erbaut wurde so schwer wurde dass der Leichnam nicht mehr weiter bewegt werden konnte. Erst als der Doge in einem Gelübde versprach, dem Heiligen genau hier eine Kirche zu bauen, ließ sich der Leichnam aufheben und zu seiner vorläufigen Ruhestätte tragen.

Die Legende lässt allerdings einige Fragen offen:

Waren die Händler wirklich zufällig in Alexandria, oder war der Plan von vornherein den heiligen Markus zurück nach Venedig zu bringen?
Wie war es den Händlern möglich ca. 7 Jahrhunderte nach dem Tod des Heiligen den richtigen Leichnam zu finden?
Wie war es möglich dass die Reliquien im Laufe der Zeit mehrmals verschwanden und jedes Mal wie durch ein Wunder wieder auftauchten?
Fragen über Fragen bleiben offen…
…eines Allerdings muss man den Venezianern lassen, Geschichten können sie sich einfallen lassen 🙂

Die Seufzerbrücke

Über Venedig gibt es viele Geschichten, eine der romantischeren Legenden und Geschichten rankt sich um eine viel fotografierte Sehenswürdigkeit der Lagunenstadt, die Seufzerbrücke.

…hier kommt definitiv Jeder mal vorbei…

Die Seufzerbrücke ist das Ziel vieler verliebter Paare. Es heißt, wenn man sich in einer traditionellen venezianischen Gondel unter der Seufzerbrücke küsst besiegelt man damit die Ewigkeit seiner Liebe. Allerdings, und das vergessen die meisten, muss das alles genau zum Sonnenuntergang geschehen.

Also, nicht vergessen:
Wer sich mit seinem Liebsten die ewige Liebe erhofft, sollte die Seufzerbrücke bei Sonnenuntergang mit einer venezianischen Gondel durchfahren und sich dabei innig küssen.

❤️❤️❤️

Die Geschichte der Brücke selbst ist allerdings weniger romantisch. Die Brücke führt über den Rio di Palazzo direkt vom Dogenpalast in die Gefängnisse von Venedig. Bei ihrem Gang über die Brücke ins Gefängnis, konnten die Verurteilten einen letzten Blick auf die wunderschöne Lagune werfen. Dabei war wohl der ein oder andere Seufzer zu hören.

sEUFZERBRÜCKE
Ein letzter Blick

Übrigens besteht das Innere der Seufzerbrücke aus zwei Wegen, welche mit einer Mauer getrennt sind, dadurch konnten die Gefangenen sich nicht begegnen.

Die Flucht des Casanova

Einer der wohl bekanntesten Gefangenen der auch über die Seufzerbrücke ging war Giacomo Casanova. Casanova wurde wegen Falschspielerei, Besitz verbotener Bücher und „Schmähung der heiligen Religion“ also sprich wegen seiner Frauengeschichten verhaftet und sein Weg über die Seufzerbrücke führte ihn in die gefürchteten Bleikammern. Die Bleikammern waren ein bis dato als ausbruchsicher geltendes Gefängnis. Sie befanden sich unter dem bleigedeckten Dach des Dogenpalastes. Die Bleiplatten führten in den ungeheizten Zellen zu sehr niedrigen Temperaturen im Winter und zu extremer Hitze im Sommer.

Casanovas erster Versuch zur Flucht scheiterte, da er kurz zuvor in eine andere Zelle verlegt wurde. Dann jedoch gelang es ihm, mit den beschafften Werkzeugen ein Loch in die Decke zu bohren und dann über den Dachboden zu fliehen. Casanova hat über seine Flucht Aus den Bleikammern sogar ein Buch geschrieben.

Wem die Stunde schlägt…

Der Markusplatz ist heutzutage bekannt für seine Massen an Tauben und Touristen. Heute ist das „normale“ Bild des Platzes geprägt von jeder Menge Menschen in knallbunten Klamotten und Souvenirständen. Das war aber natürlich nicht immer so.

Den genau auf diesem Platz fanden früher die Hinrichtungen statt. Sieht man sich den Dogenpalast mal genauer an, wird man erkennen, dass zwei Säulen nicht wie die anderen beig sind sondern eine rötliche Färbung haben. Das kommt nicht etwas von danebengegangenen Restaurationsarbeiten sondern markiert die Stelle auf dem Markusplatz an der die Hinrichtungen stattgefunden haben. Die beiden Säulen werden  auch als „Blutsäulen“ bezeichnet.

Dogen Palast
Erkennst du die Blutsäulen?

Also standen die Verurteilten auf Höhe der Blutsäulen mit dem Rücken zur Lagune und dem Blick zur Turmuhr. Das letzte was die zum Tode Verurteilten also sahen, war der Zeitpunkt ihres Todes. Wenn also ein Venezianer den Spruch bringt „ Ich zeig Dir gleich wieviel Uhr es ist“ dann hat das nichts Gutes zu bedeuten.

Zum Gedenken an den armen Bäcker

Anfang des 16. Jahrhunderts trug es sich in einer dunklen Gasse in Venedig zu, dass ein junger Bäcker eine blutige Leiche fand. Besorgt und auch ein wenig naiv ging er auf die Leiche zu um zu sehen ob er noch konnte. Neben der Leiche lag ein Messer, welches der junge Bäcker gedankenlos aufhob. Just in dem Moment als er mit dem Messer in der Hand über der Leiche gebeugt stand blickte eine alte Frau aus ihrem Fenster und schrie um Hilfe.

Venedigs dunkle Gassen

Schnell war die Polizei vor Ort und Stelle und nahm den armen jungen Bäcker fest. Dieser wusste erst gar nicht wie ihm geschah. Lange beteuerte er seine Unschuld, nach schlimmer Folter allerdings gestand er die Tat, welche er ja gar nicht begangen hatte. Mit dem Geständnis besiegelte er sein Todesurteil.

Die Hinrichtung ging schnell vonstatten. Kurz danach stellte sich heraus, dass nicht der Bäcker sondern ein Adeliger der wahre Mörder war. Venedig war aufgrund des Fehlurteils in einer Art Schockzustand.

Ab dieser fehlerhaften Entscheidung wurde bei Gerichtsverhandlungen  immer wieder mahnend an den jungen Bäcker erinnert. 

Es gibt im venezianischen heute noch ein Sprichwort, welches übersetzt so viel heist wie „Erinnert Euch an den armen Bäcker“ und vor vorschnellen Urteilen bewahren soll. Zum Gedenken an den jungen Bäcker wurden zwei Kerzen am Ort seiner Hinrichtung aufgestellt, welche dort jede Nacht brennen.

Von dem Versuch, den Teufel zu hintergehen

Natürlich darf bei unserer Sammlung von Sagen und Legenden eine Geschichte über die wohl bekannteste Brücke Venedigs, die Rialtobrücke, nicht fehlen. Der Bau der Rialtobrücke bereitete den Bauherren größte Probleme. Jedes Mal brach die Brücke wieder zusammen. Es stellte sich heraus, dass der Teufel seine Hände im Spiel hatte. Seine Forderung war, dass er die Seele der Person, welche die Brücke als erstes überquert bekommen wollte.

Der oberste Baumeister wollte die Brücke unbedingt fertigstellen und ging auf die Forderung des Teufels ein. Im Geheimen dachte er allerdings daran, den Teufel zu hintergehen. Der Bauherr wollte dafür Sorge tragen, dass das erste Lebewesen welches die Brücke überquert ein Hahn sein sollte. Somit könnte der Teufel ruhig die erste Seele haben, ohne dass dabei ein Mensch zu Schaden kam. So zumindest der Plan.
Am Tag der Fertigstellung also ließ der Bauherr Aufpasser an die jeweiligen Zugänge der Brücke stellen, damit niemand über die Brücke geht. Leider hat der Bauherr seine Rechnung ohne den Teufel gemacht, der hat nämlich vom Plan des Bauherren erfahren und selbst einen „teuflischen Plan“ geschmiedet.

Der Teufel ging zur schwangeren Frau des Bauherren und teilte ihr mit, dass dieser auf der Brücke auf sie wartet. Die Frau erklärte den Aufpassern, dass ihr Mann nach ihr gerufen hat und auf sie warten würde. Die Aufpasser erkannten die Frau und ließen sie daraufhin über die Brücke gehen…was soll ich sagen, Ihre Seele war damit für immer verloren.

…also immer schön aufpassen und sich nicht mit dem Teufel einlassen…

Die Haltestelle Riva de Biasio

Jede Haltestelle auf der Linie 1 am Canal Grande entlang ist nach einer Kirche oder einer Sehenswürdigkeit benannt. Alle Haltestellen außer einer: Riva de Biasio. Aber was oder wer bitte ist Biasio?

Bitte seit vorgewarnt und lest besser nicht weiter, wenn ihr schwache Nerven habt, die Geschichte des Wirts Biasio Cargnio ist wirklich grauenvoll und definitiv ein schwarzes Kapitel in der Geschichte Venedigs.

Biasio, was übersetzt übrigens stottern/ lispeln bedeutet, war ein Wirt mit eigner Metzgerei in der Nähe der heutigen Vaporetto Station Riva de Biasio und Venedigs erster Serienmörder.

Zu seiner Zeit war Biasio sogar über Venedig hinaus bekannt für seine selbst gemachten Würste und seinen Eintopf „lo sguazzetto“. 

Kein Koch weit und breit hat den Geschmack des Gerichtes so hinbekommen wie Biasio.
Die Geschäfte liefen gut und auch die Gaststätte war gut besucht. Irgendwann allerdings fand dann Gast in seinem „lo sguazzetto“ Teile kleiner menschlicher Fingerglieder und Fingernägel. Der Gast verständigte sofort die Polizei.
Bei der Durchsuchung des Hauses wurde der Grund für die vielen vermissten Kinder in der Umgebung gefunden.

Biasio wurde verhaftet und an Pferden gebunden zum Gefängnis geschleift. Bei der Verhandlung gestand er die Morde an den Kindern und wurde zum Tode verurteilt. Erst wurden ihm beide Hände abgehackt und anschließend wurde er gevierteilt.
Das Haus mit der Gaststätte und der Metzgerei wurden zerstört, das Ufer an dem das Haus stand wird seitdem „Riva de Biasio“ genannt was soviel bedeutet wie Ufer des Biasio.

Buhhhhh, jetzt wurde es zum Schluss ja nochmal ganz schön gruselig. Trotzdem hoffe ich, dass Euch mein kurzer Ausflug in die Geschichten, Sagen und Legenden gefallen hat.

Wenn Ihr euch noch für mehr absurde, abergläubische oder einfach mystische Geschichten interessiert, dann kann ich Euch den Blog von Nina empfehlen.
Wollt Ihr wissen was es mit dem Hexenwecker in Venedig auf sich hat oder wo die Teufelsbrücke ist dann schaut mal vorbei auf: http://www.italienkompass.de/search/label/Aberglaube
Hier gibt es noch viele weitere und ausführlichere Geschichten, Sagen und Legenden.